„Das habe ich so seit 50 Jahren hier nicht erlebt“, schildert eine sichtlich geschockte Anwohnerin ihre ersten Eindrücke nach dem massiven Starkregen, der sich am Donnerstagabend über Bad Bevensen ergoss und die ganze Nacht lang als Dauerregen anhielt. Die Folge: Um 20:17 Uhr gab es für die Freiwillige Feuerwehr der Kurstadt die erste Alarmierung.
Wieder einmal stand die Bahnunterführung unter Wasser. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr Hausbesitzer meldeten ihre Keller voll Wasser. Ortsbrandmeister Matthias Wedel verschaffte sich einen Überblick und versuchte mit seinen Leuten, der Lage Herr zu werden. „Schon bald erkannte ich, dass wir es alleine nicht schaffen“, sagte der erfahrene Einsatzleiter und forderte die Wehren aus Jelmstorf, Römstedt und Barum, später sogar aus Ebstorf zur Unterstützung mit Lenzpumpen an. Mehr als 90 Kräfte der fünf Wehren befanden sich schließlich im Dauereinsatz und arbeiteten professionell die einzelnen Einsatzstellen ab.
Besonders prekär stellte sich die Lage in einer Schnapsbrennerei dar. Von zwei Seiten drückten die Wassermassen in das Firmengebäude, von der vorderen Laderampe und von hinten über einen Kellerzugang gegen die Brandschutztür. Diese hielt stand, doch das Wasser suchte sich seinen Weg durch das Zylinderschloss und die Türzargen. Meterhoch stand das Nass im Kellerabgang. Dort drohten die Lagerwaren Schaden zu nehmen. Dem schnellen und massiven Einsatz der freiwilligen Helfer mit ihren Pumpen gelang es, diesen abzuwenden.
Land unter auch im Ignaz-Semmelweis-Ring. Vom neuerschlossenen Baugebiet „In der Heese“ ergossen sich Schlamm- und Wassermassen in den Straßenzug und die Auffahrten. Anwohner hatten hier Erstmaßnahmen ergriffen, bis schließlich die Feuerwehr Gräben auspumpte und einen Damm errichtete.
Ähnliche Situation beim über die Grenzen Bevensens hinaus bekannten Lehrbienenstand im Hagen, wo ebenfalls Schlamm und Wasser das Haus komplett eingekreist hatte, bis auch hier die Retter mit den roten Autos unwiederbringlichen Schaden abwenden konnten.
Doch mit den unzähligen Kellern hatte man am Ende 19 Einsatzstellen zu bewältigen. „Das Gros dieser Schadensorte lag dieses Mal eher im Bereich der Stadtmitte“, resümierte Matthias Wedel im Laufe der Nacht. „Natürlich mussten sich einige Bewohner ein wenig gedulden, bis wir vor Ort sein konnten. Aber geholfen haben wir jedem, vor allem den älteren Herrschaften.“ Dafür zollte die Bevölkerung den ehrenamtlichen Helfern in jeglicher Form Dank. „Und sei es nur, dass meinen Leuten Verpflegung angeboten wurde oder ein Dankeschön mit auf den Weg gegeben wurde“, freut sich Wedel.
Die Kameraden der benachbarten Wehren konnte er bald mit einem Dank für ihre Unterstützung in deren Feuerwehrhäuser entlassen. Seine eigenen Mitglieder aber waren bis weit nach 1 Uhr auch noch mit Aufräumungs- und Säuberungsarbeiten beschäftigt. Denn schließlich muss die Einsatzbereitschaft von Fahrzeugen und Gerät noch in der Nacht wieder hergestellt werden. Bis zum nächsten Unwetter, was nach Aussagen von Matthias Wedel mehr und mehr für Feuerwehreinsätze sorgte.