„Zum Besten der Abgebrannten“

Ein Gemeinschaftsprojekt des Stadtarchivs und des Vereins „Historisches Bevensen e.V.“ Der Verkaufserlös wird zu 100% der Kinderfeuerwehr Bad Bevensen zugutekommen. Bezugsquellen sind der örtliche Buchhandel.IMG_3377

Reisen wir in die Vergangenheit – wir schreiben das Jahr 1790! Ein Drittel der Dächerdes Ortes waren zu dieser Zeit noch mit Stroh gedeckt. Der Aufbau einer Freiwilligen Feuerwehr lag noch in ferner Zukunft – sie sollte sich erst1869 gründen. Stattdessen hatten Ledereimer eine Tradition als Feuerlöscheimer bis weit zurück in das 17. Jahrhundert. Im Brandfall musste das zum Löschen benötigte Wasser aus Brunnen, Teichen oder der Ilmenau zur Brandstelle gebracht werden.

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Der 26. Oktober schien ein Tag wie jeder andere zu sein. Niemand im Flecken Bevensen konnte ahnen, dass noch am Abend ein Schadenfeuer den ganzen Ort in Schrecken setzen würde.

Das Unglück nahm im Hause des Baumanns Siegel (Bürgerstelle 106), in der heutigen Kirchenstraße seinen Lauf. Carsten Webers hochschwangere Frau, die im erwähnten Hause zur Untermiete wohnte, befasste sich an diesem unglücklichen Abend mit der Verarbeitung von Flachs. Die dunkle Kammer wurde nur durch eine schwache Lampe beleuchtet, auf dem Fußboden lag Stroh und Getreide. Aus Unachtsamkeit kam sie mit dem Flachs der Flamme so nahe, „daß als von dieser einige Funken abspringen, solche in die Hehde fallen, und eine Entzündung derselben verursachen.“

Die weiteren Ereignisse die in der Folge dazu führten, dass den Flammen 4 Wohnhäuser, 1 alter Schafstall, 1 große Scheune und noch 1 kleines Gebäude zum Opfer fielen wird uns dank des damaligen Predigers Andreas Eckard Levin überliefert. Am 22. Sonntag nach Trinitatis (31.Oktober) hielt dieser eine Sonderpredigt „zum Besten der Abgebrannten“, die anschließend auch in gedruckter Form erschien und noch heute im Stadtarchiv Bad Bevensen verwahrt wird. Von dem damaligen Verkaufserlös erhielt jede betroffene Familie etwa 30 Taler.

Das Ereignis ist nunmehr 225 Jahre her und damit Anlass genug ein Reprint der überlieferten Predigt zu drucken und den Verkaufserlös einem guten Zweck zukommen zu lassen. Dank einiger Sponsoren konnten die Druckkosten gedeckt werden, sodass der Verkaufserlös vollständig an die Kinderfeuerwehr Bevensen übergeben werden kann. Warum zu diesem Zweck? Es ist vielerorts eine Selbstverständlichkeit, im Not- /Katastrophenfall die 112 zu wählen – immer mit dem Anspruch, dass schnellstmöglich Hilfe zur Stelle ist. Der Umstand, dass es sich insbesondere im ländlichen Raum zumeist um freiwillige Mitglieder der Feuerwehr handelt, wird vielfach nicht entsprechend geschätzt. Dabei setzen sich hier Menschen in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl ein, unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit und ihres Lebens.

In der Kinderfeuerwehr engagieren sich nun die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner von Morgen. Sie sollten daher entsprechend gefördert und unterstützt werden. Wir hoffen dabei natürlich auf rege Unterstützung seitens der Bevölkerung.

Text: Tino Wagner, Bild Andreas König